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Zum Ende der Seite springen Schachbrettsteine an Feldsteinkirchen
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Kirchen Schachbrettsteine an Feldsteinkirchen Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen




Hallo liebe Burgen- und Schlösserfreunde!!

Heute mal ein ganz anderes aber trotzdem mittelalterliches Thema.
So mancher hat sie schon an der einen oder anderen Kirche gesehen, die Schachbrettsteine. Aber was hat es damit auf sich? Ist es eine überlieferte Tradition der Steinmetze oder besteht gar, wie ab und an zu lesen ist, ein Zusammenhang mit dem Wappen der Askanier? Oder haben die Zisterzienser bei der Osterweiterung in der ersten Hälfte des 13. Jh. ihre "Finger mit im Spiel"?
Wenn man sich die Verbreitung dieser in Stein gehauenen Schachbrettmuster ansieht, kommen neue Fragen auf wie beispielsweise was haben die Dänen damit zu tun? Denn allein dort gibt es 49 bekannte Kirchen (12. Jh.) mit diesen seltsamen Steinen. Übrigens in Mecklenburg - Vorpommern sind 11 bekannt, in Sachsen - Anhalt einer, in Brandenburg 40 und auf der anderen Seite der Oder im heutigen Polen 19. Auch in Norwegen, Schweden und auf Bornholm soll es je ein Exemplar geben.
Weiter kann man das Gebiet in einem ca. 100 km breiten Streifen westlich der Oder von der Ostsee bis in die Niederlausitz sowie östlich der Oder eingrenzen.
Schriftliche Hinweise aus der Zeit, zu der die mittelalterlichen spätromanischen und frühgotischen Feldsteinkirchen errichtet wurden, sollen nicht vorhanden sein.

Ein Blick in die Geschichte verrät nur soviel. Da treffen wir ganz am Anfang auf das sogenannte "Urschach" (Chaturanga), das vermutlich in Indien entstand. Über Persien kam das Schachspiel spätestens im 12./13. Jh. nach Europa. Von da an gehörte es zu den sieben Tugenden der Ritter, aber das nur am Rande.

Selbst für Experten und Kunsthistoriker bleiben die Schachbrettsteine ein ungeklärtes Phänomen und bieten viel Platz für Spekulationen.
So hat 2006 und 2010 Dr. Eberhard Bönisch, Referatsleiter Braunkohlenarchäologie im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege, folgende Erklärung, die ich aus seinen veröffentlichten Aufsätzen zitieren möchte. Er geht davon aus, "dass jütländische Baumeister und Steinmetze entlang der Oder anstelle der dort bereits vorhandenen hölzernen Kapellen die ersten sakralen Steinbauten gebaut und dabei auch das Schachbrettmuster als Schmuckelement verwendet haben. Darauf könnte auch die Tatsache hinweisen, dass die meisten dänischen Kirchen mit Schachbrettsteinen bereits im 12. Jahrhundert errichtet wurden und dieses Symbol später an den deutschen Kirchen übernommen wurde. Dänemark beherrschte einst die Ostsee, die Dänen zogen entlang der Oder nach Süden." Dr. Bönisch weist darauf hin, "dass in der Verbreitung sich Paare oder kleine Gruppen benachbarter Orte von Kirchen mit Schachbrettsteinen abzeichnen, wo eine gemeinsame Bauhütte tätig gewesen sein könnte."

Da wir gerade bei Spekulationen sind, es gibt in Dänemark eine Sage über ein eingemauertes Schachspiel des Teufels. Die Sage beinhaltet, dass der Teufel mit dem Herrn (Gott) um den Kirchenbau und/oder um die armen Seelen spielte und die Partie (auch das Brett) verlor. So könnte es sein, das man das Schachbrett als Symbol zum Gedenken an den glücklichen Spielausgang eingemauert hat. Der Schachbrettstein könnte somit eine Schutz- und Abwehrfunktion für die Gläubigen gehabt haben.
Dabei stünden Schwarz und weiß für Gut und Böse, Leben und Tod, Anfang und Ende.

Im Allgemeinen und im weitesten Sinne gehören Schachbrettmuster zu den Netz- oder Gitterformen. Diese werden als apotropäisch, also als unheilabwehrend verstanden und ausschließlich im Außenbereich angebracht.

Oft sind es die kleinen Dinge, wie eben die Schachbrettsteine als spätromanische Schmuckelemente, die nicht gleich ins Auge fallen. Außerdem sollte man wissen an welchen Kirchen, hier hauptsächlich an sogenannten "Granitquaderkirchen" und dort an welcher Stelle diese Steine mit eingebaut wurden. Diese zu finden ist nicht immer einfach. Allgemein gilt, das die Schachbrettsteine in der Regel an der Hauptfassade, also von woher man sich dem Gotteshaus nähert, befinden. Weiter wurden diese häufig an den Gebäudeecken, an Portalen oder am Turm (Westen) eingemauert.
An manchen Kirchen wurde nicht nur ein Stein, sondern bis zu sieben verbaut. Und das nicht immer in Augenhöhe. Die Angaben zur Höhe variieren von 40 cm bis 4,15 Meter.


Zusammengefasst findet man die bekannten Schachbrettsteine unter;

http://www.schachbrettsteine.de/


Ein interessanter Artikel zu einem Spektakulären Fund an unserer Dorfkirche;

http://www.kirche-gross-glienicke.de/ind...chachbrettstein


Ich hoffe Ihr findet dieses Thema informativ und sollte jemand einen dieser Schachbrettsteine auf seinem Streifzug durch die Geschichte an Feldsteinkirchen vorbei entdecken, bitte einfach einige Fotos von Kirche und Stein machen und hier einstellen oder uns per email zukommen lassen.

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Burgen- und Schlösserfreund frank
15.11.2017 15:10 frank ist offline E-Mail an frank senden Beiträge von frank suchen Nehmen Sie frank in Ihre Freundesliste auf
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Schachbrettstein an der Rotberger Feldsteinkirche Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo liebe Burgen- und Schlösserfreunde!!

Die erste brandenburgische Feldsteinkirche mit Schachbrettstein, die mir quasi "über den Weg lief", war die in Rotberg. Heute ist Rotberg ein Ortsteil von Waltersdorf (seit 1998), das wiederum seit 2003 zur Gemeinde Schönefeld im Landkreis Dahme-Spreewald gehört. Die (Dauer-) Baustelle des BER (Flughafen Berlin Brandenburg) befindet sich in Sichtweite von Rotberg.
Im Laufe der Geschichte hieß der seit 1938 genannte Ort Rotberg auch Rodeses, Rotzes und Rotzis.
Der Name stammt vermutlich aus dem slawischen "rot", was nasses Gelände bedeutet, oder "rot" die Kurzform von Rodung.
Erste urkundliche Erwähnung war im Jahre 1316. Die Feldsteinkirche, um die es heute geht, stammt aus der Mitte des 14. Jhs. Sie bekam 1774 einen kleinen Kirchturm und 1860 weitere bauliche Veränderungen, wie der Ausbau mit Backsteinen im gotischen Stil.

Zunächst einige Bilder der Feldsteinkirche. Die gut zu sehenden Reihen mit Feldsteinen (14. Jh.) enden bei einer Höhe von ca. 3 Metern und wurden später mit Backsteinen erhöht.




Quelle: frank



Quelle: frank



Quelle: frank


Nun zur Lage des Schachbrettsteines. Er ist an der Südostecke der Kirche in einer Höhe von ca. 2 Metern eingemauert, also an der Giebelseite (Rückseite). Wenn man die großen Feldsteine in Reihen sieht, ist es die 6. von unten.
Auch dazu einige Bilder.




Quelle: frank



Quelle: frank



Quelle: frank


Und zum Schluss der Schachbrettstein in voller Größe.




Quelle: frank



Mehr Steine und deren Lage unter;

http://www.schachbrettsteine.de/

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Hallo Frank,

vielen Dank für den sehr interessanten Beitrag. Man lernt immer wieder was Neues. Das erinnert mich an Neidfratzen, die man öfters an Kirchenportalen findet.

Ich werde mal bei der nächsten Kirche darauf achten.

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16.11.2017 16:57 Mr. G ist offline E-Mail an Mr. G senden Beiträge von Mr. G suchen Nehmen Sie Mr. G in Ihre Freundesliste auf
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Kirchen Schachbrettstein am Dom Fürstenwalde/Spree Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo liebe Burgen- und Schlösserfreunde!!

Nach der kleinen Feldsteinkirche in Rotberg, nun einige Nummern „Größer“. Der evangelische Dom St. Marien in Fürstenwalde, einer von drei neben Brandenburg und Havelberg (heute in Sachsen-Anhalt).
Inzwischen steht „Domstadt Fürstenwalde/Spree – Landkreis Oder-Spree“ am Ortseingangsschild und zu übersehen ist der 68 Meter hohe Turm auch nicht. Dafür muss man eher nach dem Schachbrettstein suchen, wenn man nicht genau weiß, wo dieser verbaut wurde. Deshalb gleich zur Lage des Steins.
Steht man direkt am Turm (Haupteingang) geht man links herum zur weiß verputzen Sakristei und dem davor zugemauerten alten Portal, das noch im Bogen gut erkennbar ist. Das am Dom zumeist Backsteine verbaut wurden, macht die Suche etwas einfacher. Direkt über dem heutigen Bodenniveau ist der Stein gut sichtbar.
Anhand der Bilder kann man gut die Lage des Schachbrettsteins erkennen.



Quelle: frank


Quelle: frank


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Noch kurz zum Dom selbst.
Die Stadtkirche St. Marien in Fürstenwalde an der Spree ist nachweislich durch eine päpstliche Bestätigung seit dem Jahre 1385 Sitz der Bischöfe des Bistums Lebus. Diese wurden hier auch beigesetzt. Nach weitgehender Zerstörung 1432 erfolgte ab 1446 ein Neubau als Dom.
Mit Bischof Johann VIII. Horneburg verstarb 1555 der letzte katholische Bischof von Lebus.
Der erste evangelische Gottesdienst fand am 12. April 1557 im Beisein des Kurfürsten Joachim II. und seines Bruders Hans von Küstrin als Markgraf der Neumark statt.
Das ehemalige gotische Gotteshaus, insbesondere das Deckengewölbe, die Domverkleidung, der Turm und die Exponate, wurden 1771 radikal im Stil des Barock umgestaltet. Während einer erneuten Instandsetzung in den Jahren 1908 bis 1910 wurde der Dom wieder vom Barock ins Gotische „zurückgebaut“.
Im Zweiten Weltkrieg, in der Woche vom 16. bis 23. April 1945, wurde der Dom, mit dem Gewölbe und Teile der wertvollen Ausstattung, wie beispielsweise der Kanzelaltar, fast vollständig zerstört.
Ein erwähnenswertes Ausstattungsstück, das die Kriege überstand, ist das freistehende, hoch aufragende Sakramentshaus aus Sandstein, das ins Jahr 1517 datiert wird.
Bis in die 1970er Jahre baute die evangelische St.-Marien-Domgemeinde den Dom im Wesentlichen wieder auf. Nach der äußeren Wiederherstellung wurde mit der Gründung der Dombauhütte 1988 die teilweise Rekonstruktion des Inneren begonnen.
Die Wiedereinweihung wurde am 31. Oktober 1995 gefeiert. Ein weiterer Höhepunkt war 2005 die Weihe der neu geschaffenen Orgel (Firma Schuke aus Potsdam) durch Bischof Huber.
Erwähnenswert ist noch die Bibliothek, in der noch Teile auf den Bischof Dietrich von Bülow und Reste der Gutsbibliothek der Familie von Massow aus Steinhöfel zurückgeht.
Heute kann der Dom, der auch als Gemeindezentrum dient, im Rahmen „Offene Kirche“ besichtigt werden.
Direkt neben dem Dom steht noch ein Flügel des alten Bischofsschlosses (auch Bischofsburg), der ehemaligen Residenz der Bischöfe von Lebus. Hier kann man sich heute im Restaurant, im Cafe‘ oder auf der Terrasse stärken und erholen.
Wer die Domstadt Fürstenwalde besucht, sollte auch die Katzentreppe am Dom, das Stadtmuseum, das mittelalterliche Rathaus und die Reste der alten Stadtbefestigung mit dem Bullenturm oder dem Niederlagetor besichtigen.
Das ehemalige Jagdschloss (1699/1700) unter Kurfürst Friedrich III. errichtet, befindet sich zurzeit hinter Gerüsten und Folie verhüllt in der kompletten Rekonstruktion.

http://www.kirche-fuerstenwalde.de/

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Burgen- und Schlösserfreund frank
17.07.2018 23:08 frank ist offline E-Mail an frank senden Beiträge von frank suchen Nehmen Sie frank in Ihre Freundesliste auf
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Schachbrettstei im LK Märkisch-Oderland Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo Frank,

ein toller Beitrag. Schachbrettsteine sind wirklich einzigartig, doch es gibt nicht nur Steine mit Schachbrettmuster. Im Folgenden drei Kirchen mit den selbigen aus dem Landkreis Märkisch-Oderland hinzu.

Dorfkirche Ihlow (MOL)
Die spätromanische Kirche von Ihlow aus dem 13. Jh. liegt in mitten von Teichen auf einem Hügel und lässt daher nicht umsonst an eine Wehrkirche denken. Bei der Apsis ist ein schön gearbeiteter Schachbrettstein eingemauert.





Dorfkirche Prädikow
Die mittelalterliche Kirche von Prädikow liegt etwas erhöht und in dessen Mauern sind zahlreiche Umbauten zu erkennen. Ein bisschen schwer zu erreichen, ist der Schachbrettstein jedoch gut erkennbar.





Dorfkirche Grunow
Die Kirche von Grunow besitzt gleich 7 Schachbrettsteine und über dem Eingang ein Jerusalemkreuz. 1315 erstmals erwähnt, war der Ort nach dem Dreißigjährigen Krieg praktisch wüst. Die Lage der Kirche außerhalb des heutigen Ortes kennzeichnet die Lage des mittelalterlichen Dorfes. Erst im 18. Jh. wurde es weiter wieder aufgebaut.













Interessanterweise liegen alle drei Kirchen etwas isoliert auf einem Hügel bzw. von Teichen umgeben. Es sind keine Wehrkirchen, doch die Lage mutet doch wehrhaft an. Alle drei Dörfer haben/hatten einen Gutshof mit Gutshaus.

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