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Zum Ende der Seite springen Damals & Heute – Schloss Martinskirchen 3 Bewertungen - Durchschnitt: 7,003 Bewertungen - Durchschnitt: 7,00
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Schlösser Damals & Heute – Schloss Martinskirchen Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo liebe Burgen- und Schlösserfreunde!!

Nach meinem Bericht über das Schloss Martinskirchen, möchte ich wieder etwas zur Rubrik „Damals & Heute“ beitragen.


Auf dem ersten Foto ist das Schloss Martinskirchen gut zu erkennen, inmitten der damals üblichen Schornsteine und Fabrikgebäude.




Quelle: Schloss Martinskirchen/ frank


Was aber war die „Stephannsche Ritterguts-Verwaltung Martinskirchen“?

In meinem Bericht zum Schloss kamen die Zeilen zu diesem Thema viel zu kurz. Es war eben „ein Foto von vielen“, das ich an diesem Tage gemacht habe. (Bitte nicht negativ verstehen!!) Ich mache gern viele Fotos, lieber 1000 mehr als eins zu wenig!!

Die Herrschaft der Grafen von Brühl begann in Matinskirchen mit dem Erbauer des Barockschlosses Friedrich Wilhelm von Brühl (1699-1760). Es war 1756 fertig. Bereits am 29. Mai 1795 endete auch schon wieder die „Ära“ von Brühl mit dem Verkauf der Herrschaft an Andreas Christoph Stephann, der kurfürstlich-sächsischer Kammerkommissar und Holzhändler in Torgau war, für 153000 Taler.
Er übernahm auch die Schulden, die auf Martinskirchen lastete in Höhe von 71119 Talern und 12 Groschen. Weiter verpflichtete er sich, den Rest in einer unteilbaren Summe zu zahlen. Was für eine Leistung!!
Ob er damals auch ins Schloss einzog oder in Torgau (Leipziger Gasse) wohnen blieb, ist nach meinen Quellen nicht genau bekannt.
Bekannt ist aber, dass er seinen gesamten Besitz in Martinskirchen im Jahre 1800 an seinen 25jährigen Sohn, Johann Andreas Christoph Stephann, verkaufte.
Der Grundstein der Familie Stephann war somit gelegt und sollte erst durch die anrückende Rote Armee im April 1945 enden.
Aber der Reihe nach. Dazwischen ist noch viel passiert! Um es nicht in die Länge zu ziehen, möchte ich nur kurz auf die vielen Stephanns eingehen.
Johann Andreas Christoph Stephann hatte es bereits 1825 erreicht, das Martinskirchen als unbelastet bezeichnet wird, soll heißen, er bzw. das Gut ist schuldenfrei. Er leistete viel. So ließ er den französischen Garten beseitigen und dort einen großen Wirtschaftshof errichten. Kleinere Gutshöfe in der Nähe wurden ebenfalls abgebrochen und an dem Neuen konzentriert. Zur Verbesserung der Viehzucht wurden edle Kühe und Schafe angeschafft. Die Brachwirtschaft wich der Fruchtfolge. Neben den Verdiensten in Martinkirchen war J.A.Chr. Stephann auch in den Kriegsjahren 1806 bis 1815 Kriegskommissar und musste, noch zum Kurfürstentum Sachsen gehörend, 10.000 Taler an Napoleon zahlen. Von den unerhörten Belastungen durch Einquartierungen ganz zu schweigen. Vom preußischen König, zu dessen Reich Martinskirchen dann gehörte, bekam er den Roten Adlerorden und das Angebot eines Adelstitels, diesen lehnte er aber ab!
1848 zog sich J.A.Chr. Stephann auf sein Gut Tauschwitz zurück und trat Martinskirchen an seinen Sohn Franz Theodor ab. Von ihm ist leider nicht viel bekannt, nur soviel, das er einen Hinkefuß und weißes Haar hatte, sowie als stellvertretender Landrat, Standesbeamter und Amtsvorsteher tätig war. Sein größtes Interesse, er soll immer eine Baumschere dabei gehabt haben, galt der Obstplantage. Den Aufbau des Gutshofes vollendete er.
1877 wurde sein Sohn Ernst gerichtlich als Mitbesitzer eingetragen. Die sogenannte alte Herrschaft (Franz Theodor) bewohnte das Erdgeschoß des Schlosses und die junge Herrschaft (Ernst) bezog die Etage darüber. Zehn Jahre später verstarb Franz Theodor Stephann und Ernst war alleiniger Herr über Martinskirchen. Er saß im preußischen Landtag und vertrat die Kreise Torgau und Liebenwerda. Die alte handbetriebene Ziegelei ließ er in eine Dampfziegelei mit einer Produktion von jährlich 2.000.000 Stück umbauen. Auch war er Mitbegründer der Zuckerfabrik im nahegelegenen Mühlberg. Ein Nervenleiden brachte im Jahre 1897 seinen frühen Tod. Die Geschäfte führte seine Frau Ilka, eine geb. Freiin von Babarrzy ( ungarischer Uradel), weiter. Als der Sohn Andreas Christoph Horst Stephann im Jahre 1913 das Alter von 25 Jahren erreichte, übernahm er die Herrschaft Martinkirchen. Erst lief alles gut, dann wurde die Gutmütigkeit es Hausherren durch gewissenlose Leute ausgenutzt und der Alkohol tat seinen Teil. So endete leider im Jahre 1920 das Leben des noch jungen Horst durch ein „Unglücksfall“ im Teich beim Gasthause.
Die bereits oben genannte Ilka Stephann, die Mutter des Verunglückten, übernahm nun zum zweiten Mal die Verantwortung über das Gut, bis sie 1922 starb. Das Rittergut Martinskirchen kam nun an die zweite Tochter Elfriede, die mit dem Hauptmann d.D. Ernst Brendel verheiratet war. Er war Offizier durch und durch und so kam er auf „seine“ Art nicht mit den Leuten im Dorf und auf dem Gut zurecht. Dafür holte er aus dem Gut die größtmöglichen Erträge heraus. Als seine Frau Elfriede im Jahre 1937 starb, wurde eine Erbengemeinschaft aus dem Witwer und den gemeinsamen Kindern, einem Sohn (Wolfgang) und den drei Töchtern (Ursula, Ilka, Asta) gegründet. Diese bestand bis zur Flucht vor der Roten Armee im April 1945.
Um es zum Abschluss zu bringen. Die Geschichte der Familie Stephann war auf Martinkirchen zwar zu Ende, aber nicht die des Gutes selbst. Die naheliegende Stadt Mühlberg (an der Elbe), viele werden es dem Namen nach vom letzten großen Hochwasser kennen, riss das Gut, das nun „Stadtgut Mühlberg“ hieß, an sich. Dann erfolgte die Übernahme durch den damaligen Kreis Liebenwerda und schließlich die Provinz.
An der Scheune soll ein weißes Brett mit der Aufschrift „Provinzialgut Martinskirchen steht unter dem Schutze der SMA“ (Sowjetische Militär Administration) gehangen haben.
Der Besitz wurde geteilt und so ging der Wald in Staatseigentum über und es entstand die Tier- und Pflanzenproduktion mit Schafen, Schweinen, Pferden (Kaltblut) und Rindern.
1948 wurde das Land zersiedelt und es entstanden in Martinskirchen sowie umliegenden Dörfern, die auch zum Gut Martinskirchen gehörten, 56 Siedlerstellen mit Ackerland (20 Morgen) und Wiese (4 Morgen).
Und wie es heute in Martinskirchen aussieht, speziell am und im Schloss, konntet Ihr bereits in dem dazu passenden Bericht zum Denkmaltag 2013 sehen.

Hier noch ein Foto aus dem Jahre 1915 und dazu aus der gleichen Perspektive Fotos von heute.



Quelle: frank


Quelle: frank


Quelle: frank

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