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Vorname: Frank Herkunft: Mark Brandenburg
Schloss Sieversdorf damals und heute im Vergleich
Hallo Burgen- und Schlösserfreunde!!
Hier ein weiteres Objekt, nach der Schlossruine Wulkow, von der letzten Brandenburgischen Schlösserabschlusstour 2011.
Wie kann man ein historisches Gutshaus so entstellen??
Einfach „durchschneiden“ und einen Teil abreißen!! Viele Herrenhäuser wurden nach dem Zweiten Weltkrieg ihrer Türme beraubt, Dachgauben und Mittelrisalite entfernt oder andere „Symbole der Juncker“ entfernt bis hin zur vollständigen Beseitigung. Aber das ist nicht so oft vorgekommen!! Teilabriss!! Mittendurch!! Wie amputiert!!
Seht selbst den Werdegang dieses beeindruckenden Hauses!
Damals zu Herrn Dunckers Zeiten (erschienen ab 1862);
Quelle: Duncker
Damals 1947, drei Achsen wurden entfernt;
Quelle: Heft Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark
Damals nach der Wende 1990 der Wiederaufbau;
Quelle: Frank 2007 im Dezember
Heute sehen wir einen rechteckigen zweigeschossigen Putzbau mit einem Mittelrisaliten und wieder neun Achsen. , fast wie Damals zu Dunckers Zeiten, oder??
Quelle: Frank 2011 im Dezember
Aber eben nur „fast“, denn man hat bewusst, um an dieses zerstörerische Kapitel zu erinnern, die „Naht erhalten“!! Man muss schon genau hinsehen oder eben näher herangehen.
Quelle: Frank 2011
Zur Lage
Das kleine brandenburgische Sieversdorf ist seit Oktober 2003 ein Teil der Gemeinde Jacobsdorf (Mark) und liegt vor den Toren Frankfurts im Landkreis Oder-Spree.
Zur Geschichte
Sieversdorf oder sifridstorff wie es in einer Urkunde von 1353 genannt wird, wechselt im Lauf der Geschichte, wie viele andere Orte auch, die Schreibweise. So wurde 1393 ein Heinrich von Strantz in einer weiteren Urkunde mit Syuerstorp belehnt. Auch der Name Sifritzdorf ist später überliefert.
Für die Bedeutung von Sieversdorf möchte ich nur die drei wichtigsten Besitzer nennen. Wie bereits oben erwähnt, die Familie von Strantz, hatte also ab 1393teilweise und ab 1625 das gesamte Gut bis zum Jahre 1777 in Ihren Besitz. Das stellt die längste Belehnung in der Geschichte von Sieversdorf dar. In dieser Zeit wird auch das heutige Gutshaus (1689), andere Quellen sagen nur um 1700, gebaut. Die bürgerliche Familie Karbe war hier von 1789 bis 1890 und im Anschluss die Familie von Stünzner-Karbe bis zur Enteignung 1945 und erfreulicherweise wieder ab 1993. Sie ließen auch die drei fehlenden Achsen 2006/2007 unter Verwendung von EU-Fördermitteln wieder ergänzen.
Bauliche Veränderungen am Gutshaus wurden 1800 (Halbkreisfenster) sowie 1850 und letztmalige Erweiterungen 1895 und 1909 (kleiner Anbau, Dachgauben) durch den Berliner Hofbaurat Hauer durchgeführt. Die einläufige Treppe wurde wieder in die Mitte des Hauses verlegt. Sie öffnet sich im Erd- und Obergeschoss mit einer doppelten Arkade mit Muscheldekor. Leider ist von den Muscheln auf meinem Bild im Empfangsbereich nicht so viel zu sehen.
Quelle: Frank 2007
Die noch heute in drei Räumen im Erdgeschoss und im Großen Saal im Obergeschoss erhaltenen Stuckdecken stammen aus der Erbauungszeit.
Als Beispiel für die tollen Stuckdecken hier die im Barocksaal des Obergeschosses.
Quelle: Frank 2007
Ich möchte noch ein Bild der Gartenseite des Gutshauses zeigen.
Quelle: Frank 2007
Weiterhin eine Seitenansicht, von 2007 und von 2011.
Quelle: Frank
Quelle: Frank
Natürlich dürfen die Details nicht zu kurz kommen.
Das Halbkreisfenster (Bogen- oder Halbmondfenster) mit Dachgaube;
Quelle: Frank 2011
Ein Putzfeld unterhalb der Fenster im Obergeschoß;
Quelle: Frank
In der alten Brennerei (von 1877) neben dem Gutshaus ist heute die Orgelbaufirma Scheffler mit Werkstatt beheimatet. Sich mal so eine Orgel in allen Einzelteilen anzusehen, war sehr interessant.
Im Bild ist der zweigeschossige Backsteinbau mit Raseneisenstein im Sockelbereich zu sehen.
Quelle: Frank 2011
Quelle: Frank 2011
Im ehemaligen Kuhstall des Gutshofes befindet sich die Kunst- und Baukeramik Golem. Wir durften uns 2007 den Betrieb und die Herstellung ansehen. Das war eine heiße Sache (Brennofen).
Auf dem Hof stehen heute einige Modelle, wie z.B. ein gebrannter roter Adler (was sonst?)
Quelle: Frank 2011
An einem weiteren Nebengebäude entdeckte ich ein kleines „verspieltes“ Vordach. Hier hing sicherlich mal eine kleine Glocke!?
Quelle: Frank
Gleich neben dem Gutshof ist die mittelalterliche Feldsteinkirche aus dem 12./13. Jahrhundert hinter einer typischen Feldsteinmauer zu sehen.
Quelle: Frank 2011
Quelle: Frank 2011
Quelle: Frank 2011
Der Wetterhahn auf dem Kirchturm vermittelt uns drei Jahreszahlen, 1683, 1900 ? und 1936. Die Erste steht für den verbretterten Turmaufsatz.
Quelle: Frank 2011
Auf einer Info-Tafel vor der Kirche bekommt man viel Wissenswertes über den Jacobsweg östlich und westlich der Oder sowie zur Geschichte der Kirche vermittelt. Links sind auch zwei Bilder vom Kircheninneren zu sehen!
Quelle: Frank 2011
1988 wurden mittelalterliche Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert an der Südwand der Orgelempore freigelegt. Die Orgel selbst stammt aus dem Jahre 1891 und wurde von der Werkstatt Sauer aus Frankfurt/Oder gebaut.
Neben der Kirche befindet sich der Friedhof, auf dem die Grablege der ehemaligen Gutsbesitzer in Form von Marmor- und Eisengußkreuzen vorhanden sind.
Im Barocksaal finden seit 1994 regelmäßig Konzerte statt. Veranstalter ist der Verein der Kunst- und Denkmalpflege. Weiter kann man sich auch einmieten, heute heißt das Bed & Breakfast.